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Zwischen Himmel und Erde

Interview mit der Schneekatzenfahrerin Julia Moling

Wie ein Glühwürmchen in der Nacht, wie ein Tausendfüßler arbeitet sie sich vor­an, wie eine Schildkröte ruhig und stabil, wie ein Puma kräftig und wendig. Elf Ton­nen, zirka zehn Meter lang und drei Meter hoch, 400 bis 500 PS. Und tatsächlich be­wegt sie sich wie eine Katze geschmeidig über steile Hänge und sanfte Hügel, immer dem natürlichen Gefälle folgend, sich der Schneebeschaffenheit und Hangneigung anpassend. Kraftvoll, elegant, tanzend, manchmal pirouettengleich. Zurück bleibt eine perfekt präparierte Fläche im Schnee – das Ergebnis harter Arbeit und einer besonderen Verbindung zwischen Mensch und Maschine. Rundherum die beeindruckende Landschaft von Alta Badia: majes­tätische Berge, dichte Wälder, frische, kla­re, kalte Luft, sanftes Licht in Pastelltönen. Alles belebt die Sinne.

Wenn Julia Moling mit ihrer Maschine über die glänzenden Hänge fährt, klingt aus der Radiobox in der Kabine ihre Musik. Sie ist allein mit ihren Gedanken, immer hoch konzentriert, Zufriedenheit macht sich breit. Manchmal schaltet sich einer der vier Kollegen zu und die beiden tauschen ein paar Worte aus. Am späten Nachmit­tag, wenn es bereits dämmert, taucht je­den Abend eine besondere Flotte in die Farben und Schattierungen der Nacht ein. Die Gadertalerin ist eine von ihnen. Nach einem kurzen beruflichen Ausflug in die Hotellerie als Köchin und Kellnerin hat sie mit 19 Jahren ihre Arbeit als Fahrerin einer Schneekatze begonnen.

Die Leidenschaft, mit welcher sich Julia Moling ihrem Beruf widmet und ihr tiefes Verständnis für die wechselhaften Bedingungen der Natur sind eindeutig spürbar. Ihre Arbeit und die Herausforderung, die Pisten für die Gäste optimal vorzubereiten, sind nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch eine Hommage an die Schönheit und Vielfalt der alpinen Landschaft. Nun fährt die 26-Jährige die sechste Saison über die Pisten von Alta Badia. Vom Grödner Joch schaut sie auf die Sellagruppe. Wie es ist, in solch einer faszinierenden Umgebung tagtäglich oder, besser gesagt, nachtnächtlich zu arbeiten, erzählt uns Julia Moling im Interview.

Erzählen Sie mal ein bisschen von sich: Wer ist Julia Moling? Wofür schlägt Ihr Herz? Was hat Sie geprägt?

Ich bin in La Val etwas außerhalb des Dorfes mit zwei älteren Brüdern und einer jüngeren Schwester aufgewachsen und hat­te eine wunderschöne Kindheit. Die Berge und die Natur waren immer präsent. Das hat mich geprägt und meine Liebe dazu gestärkt. Ich bin ein absoluter Familien­mensch, wenn bei Feiern alle zusammen­kommen, gefällt mir das sehr. Jetzt lebe ich in Corvara, immer noch ist mir eine ruhige Umgebung in der Nähe von Wald und Ber­gen wichtig. Ich mache natürlich Urlaub in Großstädten und am Meer, komme aber im­mer gerne zurück in die Berge, wo ich mich wohl fühle und die Ruhe genieße, zum Bei­spiel bei Ausflügen mit meinem Hund. Mit den Pisten von Colfosco verbinden mich viele schöne Kindheitserinnerungen: Im Winter bin ich morgens von Wengen mit mei­nem Vater hinauf, er ging zur Arbeit und ich war den ganzen Tag auf den Skiern unterwegs. Colfosco war schon immer mein Ort.

 

Wie sind Sie zum Schneekatzenfahren gekommen?

Ich bin öfters mit meinem Freund in der Schneekatze mitgefahren und meinte aus Spaß: Das gefällt mir. Daraufhin meinte er provokant: Dann mach nur. Dass ich meine Begeisterung sogleich in die Tat umsetzen und schon im darauffolgenden Winter, also mit 19 Jahren, am Steuerknüppel einer Schneekatze sitzen würde, hat er nicht geglaubt. Nach einem theoretischen Einführungskurs, hieß es, selbst ist die Frau und learning by doing. Auch mein Bruder ist Schneekatzenfahrer. Es braucht Feingefühl und Voraussicht. Und natürlich Erfahrung.

 

Erzählen Sie uns bitte von einem typischen Arbeitstag – oder sollten wir lieber Nacht sagen: Wann beginnt Ihre Arbeit?

Meine Arbeitsnacht beginnt eine halbe Stunde nach Schließung der Lifte, das ist zirka um fünf bzw. halb sechs nachmittags. Die Maschine kontrollieren wir selbst, putzen sie und fetten sie vor dem Start ein. Dann geht’s los, jeder fährt auf seinen Pisten, alle wissen, was zu tun ist. Wer früher fertig ist, hilft den anderen. Je nach Konsistenz des Schnees und Betriebsamkeit untertags, sind wir gegen Mitternacht oder manchmal auch erst später gegen zwei oder drei Uhr fertig. Sonnige, schön kalte Tage bieten für uns die perfekten Arbeitskonditionen. Es kann natürlich auch vorkommen, dass es in aller Morgenfrühe schneit, dann heißt es nach zwei Stunden Schlaf wieder raus auf die Pisten. Die Herausforderung liegt darin, präzise zu arbeiten, Unebenheiten zu vermeiden und immer auf die aktuellen Bedingungen zu achten. Der Zustand des Schnees kann stark variieren. Wenn alles glatt gefräst ist, weißt du, jetzt ist Feierabend.

Was möchten Sie nie missen?

Mich fasziniert die Maschine selbst, ihre Größe, ihre Imposanz. In der Kabine bist du, allein, mit deiner Musik: Du und die Schneekatze. Über Funk sind wir natürlich mit allen anderen verbunden. Beeindruckend sind auch die Sonnenuntergänge – die halte ich gern auch fotografisch fest und poste sie auf meinem Instagram-Kanal. Das Schö­ne an meinem Beruf ist die Freiheit und die Ruhe in der Natur. Ich liebe die Aussicht auf die Berge und die Her­ausforderungen, welche die unterschiedlichen Schnee­verhältnisse mit sich bringen. Es ist ein gutes Gefühl, die Pisten für die Skifahrer*innen vorzubereiten. Und manch­mal kann es auch vorkommen, dass uns nachts ein Fuchs über den Weg läuft ... Diese Harmonie, dieses Gefühl von Freiheit geben mir viel.

 

Fahren Sie selbst auch Ski über Ihre Pisten?

Ja, klar. Aber lieber fahre ich dann auch mal auf anderen. Da kann es dann schon vorkommen, dass ich schaue, wie andere die Pisten präpariert haben und mir Ideen hole. Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Bedingungen verändern und die Skifahrer*innen darauf reagieren.

 

Wie viele Nuancen hat Schnee …?

Unendlich viele … nasser Schnee zieht auf weiß-blau, Neuschnee ist schön weiß und der berüchtigte Sahara-Schnee ist beige-braun wie Zimt.

 

Zum Schluss bitte noch ein Tipp: Was sollten wir in Alta Badia im Winter nicht verpassen?

Die gesamte Umgebung ist beeindruckend, die Stimmung, die Atmosphäre. Alles, was ich von der Schneekatze aus sehe, ist auch zu Fuß oder auf den Skiern zu bewundern. Egal, wo man hochfährt, man hat von überall eine schöne Sicht auf die Berge, das ist unglaublich. In Corvara ist besonders der Sassongher, also der Hausberg, gut zu sehen. Und die Skipisten liegen ihm zu Füßen.

Kunigunde Weissenegger, diplomierte Übersetzerin und Dolmetscherin in Innsbruck, Granada und Rom, mit humanistischem Background und Spezialisierung in Journalismus, ist Übersetzerin, Schreiberin, Journalistin, Kommunikationsexpertin und Mitbegründerin der Kommunikationsagentur und des Verlags franzLAB sowie Chefredakteurin von franzmagazine.com, einem Magazin für zeitgenössische Kultur im Alpenraum.

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